Neuer Trend: Am Riff begraben werden

Immer mehr Leute aktualisieren ihr Testament. Sie fügen hinzu, dass sie nach ihrem Tod Teil eines Korallenriffs werden wollen. Dieser ungewöhnliche Wunsch bedeutet, dass deine kremierten Überreste in eine Betonkuppel, den sogenannten “Riff-Ball”, gemischt werden. Diese Kugel wird dann Teil eines künstlichen Riffs und führt ein zweites Leben auf dem Meeresgrund.

Ein Grab unter Wasser

Der Service wird von Unternehmen wie Eternal Reefs angeboten. Das ist eine in Florida ansässigen Wohltätigkeitsorganisation. Sie bietet nach eigenen Angaben eine “Möglichkeit, dem Leben etwas zurückzugeben, indem sie die schwindenden natürlichen Riffsysteme wieder auffüllt”. Eternal Reefs platziert Riffkugeln aus pH-neutralem Beton zusammen mit menschlicher Asche in bestimmten Bereichen des Meeresbodens in den USA. Familie und Freunde erhalten die GPS-Koordinaten, wo sich das “Grab” ihres Angehörigen befindet.

Die Organisation berichtet, dass sich die Zahl der Anfragen während der Pandemie verdreifacht hat. Vor allem von Menschen, die das Meer lieben. 💙   Getragen von der Vorstellung, dass sie nach ihrem Tod helfen können, das Meeresleben zu regenerieren.

Der Wunsch, ins Meer zurückzukehren, geht Jahrtausende zurück. Schon im alten Ägypten und Rom gab es Hinweise auf Seebestattungen. Im Südpazifik wurden die Leichen in Kanus aufs Meer hinausgeschoben. In Asien ist das Verstreuen der Asche im Meer ebenfalls schon lange üblich.

Heute entspricht die Idee der Seebestattung der Suche nach umweltfreundlichen Alternativen zur traditionellen Bestattung. Das Riffmodell erfordert immer noch eine Einäscherung. Aber die Idee ist, dass die Strukturen zur Wiederherstellung der Lebensräume im Meer beitragen. Indem sie Eigenschaften eines Korallenriffs imitieren.

Schon 3.000 Riffe angelegt

Laut Weltklimarat sind die meisten Riffe der Welt durch die Erwärmung der Ozeane, Verschmutzung und Überfischung gefährdet. Riffe sind wichtig, um die Küsten zu schützen und Ökosysteme zu erhalten. Sie geben den Menschen vor Ort Arbeit und helfen sogar Wissenschaftlern, neue Medikamente herzustellen.

Die künstlichen Riffe haben eine Höhe von über einem Meter und eine Breite von 2 Metern. Das Gewicht liegt zwischen 250 kg bis 1.800 kg. Die “Riff-Bälle” haben eine raue Oberfläche. Darauf können Pflanzen und Tiere wie Korallen und Algen wachsen. Die Organisation hat bisher fast 3.000 Erinnerungsriffe an etwa 25 Standorten von Texas bis New Jersey versenkt.

“Riffe mit menschlichen Überresten werden besser geschützt”

Murray Roberts, Professor für Meeresbiologie an der School of Geosciences der Universität Edinburgh, hält das für eine gute Idee. “Korallen und alle Arten von Tieren wachsen besser auf Strukturen”, sagt er. “Ich kann keinen offensichtlichen Nachteil erkennen.

Er ist auch der Meinung, dass menschliche Asche in künstlichen Riffen dazu beitragen könnte, sie vor Zerstörung zu bewahren. “Wenn man künstliche Riffe hat, die menschliche Überreste enthalten, dann kann man sich vorstellen wie groß die Aufregung wäre, wenn dieses Gebiet mit Schleppnetzen abgefischt würde”, sagt er.

“Der verwendete Beton ist kein Problem”

Dr. Ken Collins vom National Oceanography Centre der Universität Southampton stimmt ihm zu. “Es ist ein Teil des Meeresbodens, der ungestört bleibt”, sagt er. Sein Spezialgebiet sind künstliche Riffe. Er sieht kein Problem mit dem verwendeten Meeresbeton.


Quelle: www.theguardian.com

Bild: Siim1234567, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

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